Hart – Härter – Harz – 17.05.2025

Vereinsausfahrt in den Harz mit dem Wedeler Vereinsbus, Übernachtung auf einem Zeltplatz in Bad Harzburg und dann … 17.5., 175km, 3400 Höhenmeter. Noch Fragen?

Aber der Reihe nach. Holger C. ist ja immer auf der Suche nach Herausforderungen. Oder sollte ich sagen, „Grenzerfahrungen“? Nun, hier hat er sich definitiv in die Nähe seiner Grenzen gebracht. Eine Tour durch den Harz mit dem Rennrad auf normalen Straßen ist ja schon schwer. Erst recht dann mit dem Gravel-Bike, auf Wald- und Wirtschaftswegen. Laut Garmin ist die Truppe am Ende auf (nur) 32% Straßen unterwegs gewesen, der Rest war Off-Road.

Aber im Team geht alles einfacher, so auch hier. Neben Holger C. haben sich Thora, Nick, Niclas und Wolfi getraut, mitzukommen. Alle fit, alle nicht neu bei diesen Längen, super Team! Als kleinen Support habe ich (der Autor) angeboten, den Vereinsbus zu fahren und als mobile Verpflegungs- und Materialstation ein paar Mal an der Strecke zu stehen, so daß unsere Helden eine wohlverdiente Pause machen können.

Wettertechnisch hatte wir Glück. Die Anfahrt war zwar regnerisch, wir kamen aber noch pünktlich auf dem Zeltplatz an und konnten dort noch trocken die Zelte aufschlagen. Abends dann in Bad Harzburg beim Italiener Carbo-Loading gemacht. Fun Fact: Nur weil man „alkoholfreies“ Bier bestellt heißt das nicht, daß das dann auch geliefert wird. Nick und Holger schmeckte das Bier überrschend gut und sie haben sich gewundert, warum das so ist? Der Ober hat’s dann mit einem Schulterzucken bestätigt – „kann halt mal passieren“. Nun gut, weit fahren mußten wir da nicht mehr, nur zum Zeltplatz, OK. Pinsa und Nudeln waren auch sehr gut, also tutto bene.

Am Samstag, nach einer recht frischen Nacht ging es dann aber sehr früh los. 175km durch die Berge und dann noch zurück … da muß man schon mal zeitig losfahren. Dank an Holger für die Bereitstellung ausreichender Zelt-Kapazitäten. Das „Palast-Zelt“ in der Mitte nur für mich und Niclas war schon eindeutig viel zu groß. Aber wir hatten ja den Platz im Transporter, also kein Problem.

Der erste Verpflegungspunkt war nach 64km im Ort Stiege geplant. Dort gab’s eine schön restaurierte Kirche direkt neben einem alten Bahnhof der Schmalspur-Harzbahn. Frische Brötchen vom Bäcker und die mitgebrachten Riegel und Getränke konnten wir dort auf guten Sitzgelegenheiten in schönster Sonne genießen. Durch den „Materialwagen“ konnte der erste punktierte Schlauch auch gleich geflickt werden. Der wurde dann für den zweiten solchen Vorfall später am Tag auch gleich wieder genutzt!

Nach 111km gab’s dann die nächste Verpflegung. Hilfreich war da die direkte Nähe eines Supermarkts (Bild siehe oben), denn der Tank war da schon weitgehend leer. Aber: die besten Berge kamen ja noch!

Für die letzte Verpflegung bei 155km an Kreuzung der Wegstrecke mit der Schnellstraße B4 „ganz oben“ hatte ich dann was Besonderes auf dem Weg gesehen und sofort zugeschlagen: Windbeutel. Zucker, Sahne, Früchte, lecker. Zu Futter gewordene Hoffnung, sozusagen. Von da an ging’s auch nur noch bergab, aber trotzdem noch ca. 20km. Bis zurück zum Zeltplatz. Dort hatten wir zwar schon morgens alles abgebrochen, aber nochmal eine Dusche vor der Rückfahrt haben wir als im Preis der Übernachtung inkludiert gesehen. Herrlich, da wird man wieder Mensch.

Im Doppelten Sinne eine „Grenzerfahrung“ war es übrigens, an dem Tag mehrfach über die ehemals Deutsch-Deutsche Grenze gefahren zu sein. Schön, daß hier die Erinnerung an die so glücklich überwundene Teilung Europas durch den „Eisernen Vorhang“ wach gehalten wird. Eine Erinnerung, die gerade auch in heutiger Zeit wieder höchst relevant sein sollte und den Blick auf die Vermeidung ganz konkreter Nachteile lenken kann, die den Menschen der erneute aktuelle blutige „Machtpoker“ von russischer Seite bringt.

Ein wenig betrüblich war’s übrigens schon, den Zustand der Wälder im Harz zu sehen. Weniger auf der Höhe, wo die Fünf rundherum gefahren sind, aber ganz oben sah es schon übel aus. Der Wald im Harz hat in den letzten Jahren erhebliche Schäden durch Borkenkäfer, Dürre und Stürme erlitten. Insbesondere Fichten sind stark betroffen, wobei geschätzte 95% der Fichten im Landeswald des Harzes zerstört wurden. Die einst stolzen Fichten, nun kahle graue Zahnstocher, sehen so traurig aus! Aber untenrum wurde viel gepflanzt und es grünt dort schon wieder ganz gut. Trotzdem, das wird eine Generation dauern, bis das wieder nach „Wald“ aussieht.

Vielen Dank übrigens an die Sparkasse und Biesterfeld & Schmidt, die uns mit dem Wedeler Vereinsbus unkompliziert und günstig eine Möglichkeit geben, solche „weiteren“ Touren zu unternehmen. Danke!

Fazit: Holger hat’s nett auf Strava ausgedrückt: „… die letzten 3 Steigungen (von insgesamt 14) haben mir sukzessive den Stecker gezogen“. „WIE? An EINEM Tag?“ – das habe ich zweimal an dem Tag gehört, als ich erwähnte, für wen ich die Sachen einkaufen würde und was die da machen. Ja, ein wenig verrückt muß man schon sein, aber danach fühlt man sich halt wie ein (Berg-) König.

P.S. Apropos „König“: Um verlorene Energie wieder aufzutanken waren wir auf dem Rückweg bei Burger King. XXL, klar. Und vegane Burger gibt’s da auch!

P.S.S. Ich muß nun los zum Dienstagstraining. Untrainiert ist so eine Tour unmöglich. Aber mit dem richtigen Training … vielleicht fahre ich ja im nächsten Jahr selbst mit?! Bis dahin allen Gute Fahrt!